Heute schreibe ich Ihnen aus der Heimat – vom Niederrhein. Obwohl – hier komme ich schon ins Schwanken: Hamburg ist seit fast 40 Jahren mein Zuhause (mit längeren Unterbrechungen in London, Frankfurt und München). Und irgendwie bin ich auch immer wieder in Berlin. Wie auch immer, zurück an den Niederrhein: das beschauliche, schöne, flache Stück „Heimat“ zwischen Rhein und Maas, durchzogen von der Niers. Hier hör ek t’hüß.
Hier aus der Grenzregion zu den Niederlanden kommen Beuys, die Tiefkühlkost von BoFrost, kulinarische Besonderheiten wie der „Panhas“, im Winter Eriken, im Sommer Tulpen, und irgendwie immer auch Musiker wie Johannes Oerding oder Kabarettisten wie Hanns-Dieter Hüsch oder Dieter Nuhr. Die Messlatte für Humoristisches liegt also hoch.
Viel Humor hatte meine geliebte Oma Anna auch, immer wenn sie von „guter Butter“ sprach, die sie vor allem sonntags zum Frühstück, später zum Braten und nachmittags für den Kuchen reichlich verwendete. Unter der Woche musste gespart werden und es gab „Rama“, zumal diese Margarine auch am Niederrhein hergestellt wurde. Ein kleiner Exkurs in die Kunstgeschichte: Weil eine Margarinefabrik im niederrheinischen Kleve, wo Joseph Beuys aufwuchs und seine ersten künstlerischen Schritte machte, einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region war, ließ sich der Meister zu seinen berühmten „Fettecken“ inspirieren.
Die Butter ist nicht nur Gegenstand der Beuysschen Kunstgeschichte, sondern auch ein aktuelles Thema in den Medien. Zuerst im Hamburger Abendblatt und wenig später im SPIEGEL unter der Überschrift „Asklepios nimmt Kassenpatienten die Butter vom Brot“. Die taz titelte „Keine Butter bei die Kranken“, fast schon mit niederrheinischem Humor. Der Krankenhauskonzern, so die Schlagzeile, habe seinen gesetzlich versicherten Kunden die Butter vom Frühstück und Abendessen „gestrichen“. Als ob das Krankenhausessen nicht schon schlimm genug wäre, bekommen sie jetzt auch noch „pflanzliches Streichfett, also Margarine“. Privatversicherte hingegen bekommen weiterhin das, was meine Großmutter „gute Butter“ nannte.
Butter-Schlagzeilen wie Beuysche Fettecken: Wer das ungeschulte Auge hat, will das störende Objekt entfernen. Was Kunst und Kommunikation gemeinsam haben, ist die Reputation. In diesem Fall die „Rebuttertion“, sozusagen. Diese zu managen war Thema eines spannenden Webinars in dieser Woche. Thomas Mickeleit und Jörg Forthmann vom IMWF und Monica Campestrini von Henkel gaben Antworten auf die Frage „Was ist eigentlich Reputation und wie kann ich sie messen?“
Ich habe drei Kernthesen mitgenommen: Reputation verknüpft vergangene Handlungen mit erwartetem zukünftigen Verhalten. Reputation basiert auf Wahrnehmung. Nur wenn ein Unternehmen von seinen Stakeholdern wahrgenommen wird, kann es beurteilt werden. Unternehmen können bei den Zielgruppen unterschiedliche Reputationen haben.
Das deckt sich mit meiner Erfahrung: Reputation hat immer etwas mit „Impact“ zu tun, also mit der Stärke der Wirkung einer Kommunikationsmaßnahme. Diese Erkenntnis rührt wahrscheinlich von meiner niederrheinischen Herkunft her. Schließlich gab es hier in der Region zwischen Rhein und Maas vor rund 600.000 Jahren einen großen Meteoriteneinschlag – den so genannten „Niederrhein-Impact“.
Die Erforschung dieses geologischen Ereignisses steckt noch in den Kinderschuhen. Ich werde mich daran beteiligen und ab sofort im Garten nach Meteoritenresten graben. Dazu passend die Spotify-Playlist „Butter“ auf dem Ohr.
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