Würde, Wahnsinn und Wein zum Frühstück

Der 11. April ist ein guter Tag zum Feiern. Nicht nur, weil ich heute Geburtstag habe — sondern weil das Datum auf merkwürdige Weise zeigt, wie man in Würde älter wird. Oder es zumindest versuchen kann.

Heino zum Beispiel, 85, ist längst drüber. „Ein Gläschen am Morgen“ singt er — und kippt mit Erotik-Model Micaela Schäfer auf Mallorca Aperol in der Badewanne. Fremdscham? Vielleicht. Aber auch: große Freiheit. Wer es bis dahin bringt, darf das.

Robbie Williams geht es subtiler an, lebt Coolness vor. Er singt für Katzenfutter, lobt das süße Nichtstun und erklärt die Katze zu seinem Seelentier. Wer so viele Abstürze überlebt hat wie Robbie, darf das wohl auch. Neun Leben sind schließlich auch nur ein Anfang.

Apropos Vorbilder: Heute feiert auch Lisa Stansfield Geburtstag — eine der ganz Großen des Soul, Blues und Dance. Ebenfalls 1966 geboren, wurde sie 1989 zum House-Star und blieb seither stil- und stimmgewaltig. Hits wie „All Around the World“ oder „The Real Thing“ zeigen: Treu sich selbst zu bleiben, ist vielleicht die beste Form des würdevollen Älterwerdens.

Weniger tröstlich ist da Rokos Basilisk. Dieses Gedankenexperiment stellt eine unbequeme Frage: Was, wenn eine künftige Super-KI genau die Menschen bestraft, die nicht zu ihrer Entwicklung beigetragen haben? Virtuelle Folter für digitale Ignoranz. Klingt irre — aber vielleicht ist der Basilisk einfach nur das Silicon-Valley-Pendant zu Heino im Champagnerbad: Beide zeigen, dass Technologie und Alter irgendwann unweigerlich in Wahnsinn münden.

Und dann ist da noch der 11. April 1966 — Lisas und mein Geburtstag, aber auch der Tag, an dem LSD in den USA vom Markt verschwand. Vielleicht war das auch eine Frage von Würde. Höchstwahrscheinlich aber auch nur Einsicht, dass Halluzinationen kein Geschäftsmodell sind.

Bleibt die Frage: Würde man mit 29 tun, was man mit 59 tut — und umgekehrt?

Vielleicht ist genau das die Kunst: Sich jung zu benehmen, ohne sich lächerlich zu machen. Und alt zu werden, ohne bitter zu werden.

Heino nippt am Champagner-Strohhalm. Robbie streichelt die Katze. Und irgendwo dazwischen liegt das Leben.

Prost darauf.


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