Autor: Harald Ehren
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Mütter managen
Aufwachsen unter der Führung von Müttern prägt uns nachhaltig. Meine Kindheit war stark geformt durch die liebevolle und fürsorgliche Erziehung meiner Großmutter Anna, die mich betreute, während meine Eltern arbeiteten. Im Kontrast dazu standen die strengen Nonnen im Kindergarten – weit entfernt von mütterlicher Wärme. Doch meine Tante Gertrud schaffte es immer wieder, die starre…
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Dogs, Ducks, and Dufflecoats
Glory Days: Einst war ich wie viele andere ein wahrer Soho-Afficionado. Ein eifriger Besucher des Londoner West Ends, wo die Straßen zwischen Oxford Street, Regent Street, Piccadilly Circus, Leicester Square und Chinatown vor Lebendigkeit und Kreativität nur so strotzten. Ein Studentenjob in einem Pub gab mir die Gelegenheit, das bohemistische Flair dieses Viertels in vollen…
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Berliner Blackness Boomer
In der Kunstgeschichte gibt es den Topos von Arkadien. Ich hätte auch Ort schreiben können. Topos klingt aber bildungsbürgerlicher. An diesem Ort der klassischen Idylle jedenfalls tümmeln sich stramme Schäferjungs und liebreizende Mägde und allerlei Getier. Neben Schafen auch Vögel. Aktuell zwitschert und brummt es zumindest in der Hauptstadt, dem neuen Arkadien. Denn der Frühling…
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Wach im Werdenfelser Land
Noch wach? Dann gleich die Rosebud-Frage: Sind Sie auch auf dem Schulhof fürs Leben geprägt worden? Viele sind es. Ich gehöre dazu. Und zwar einerseits einigermaßen behütet in einem Dorf und einer Kleinstadt am Niederrhein und weniger behutsam immer für ein paar Monate im Jahr in einem Kaff in Oberbayern – der Junge musste halt…
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CEO-Leistung bürgerlich eingetuppert
Es wird ja immer schlimmer. Wenn jetzt schon CEOs wie Mathias Döpfner freidrehen, wie man dieser Tage lesen kann. Obgleich: es wäre wohlfeil, sich in den Chor der Kritiker einzureihen. Irgendwie arg bürgerlich. Eine ganz andere Meldung hat mich sowieso viel mehr berührt: Es war Sommer. Und ich noch ein Kind. Als ich die ersten…
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Dante hat Zeit für die Matthäus-Passion
Können Sie sich erinnern? Wann Sie Ihren Glauben an Gott oder ein höheres Wesen verloren haben und den tieferen Sinn einer Bestimmung unserer Existenz? Sie bemerken am Einstieg dieser Kolumne: Heute ist kein Casual Friday, heute ist Karfreitag. Da gehen einem solche schweren Gedanken bisweilen durch den Kopf. Und es stellen sich grundsätzliche Fragen. Ich…
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Landpute in e-Moll
I am terribly sorry, aber ich muss mich jetzt kurz halten. Gleich geht es mit King Charles III. auf seinem Deutschland-Besuch im gleichen ICE von Berlin nach Hamburg. Und ich will dem britischen Monarchen noch kurz zurufen, dass ich seine Ingwer-Plätzchen „utterly“ liebe. Deshalb fix zum Thema. Es ist ein gravitätischer e-Moll-Akkord. Dann zwei lange…
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Himmelsgucker mit Trockenfutter
Habe ich als Kind schon immer gerne gemacht. Und ist jetzt für mich bis heute als Mensch der Metropolis immer ein „Kick“: Der Blick zum Himmel. Er steht übrigens gerade im Mittelpunkt der interdisziplinären Ausstellung „Wolken. Von Gerhard Richter bis zur Cloud“ im Bad Homburger Museum Sinclair-Haus. Vierzehn Künstler:innen geben verschiedene Sichtweisen auf den Himmel…
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Murakami macht Schatten
Wenn man, so wie ich, das Graecum vorweisen kann – also das Examen in Altgriechisch – stellt sich irgendwann die Frage: what for? Heute weiß ich: es hilft, Geschichten als Narrative zu begreifen. Als große, grundsätzliche Erzählungen. Und dass man unweigerlich zum Fan des japanischen Schriftstellers Haruki Murakami wird. Aber dazu später mehr. Erst einmal…
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Der Oscar für den IKEA-Effekt
Also ich weiß ja nicht, welches Laster Sie so haben. Bei mir ist es ziemlich simpel: ich liebe Champagner, wahlweise auch einen guten Cremant oder feinen Sekt. So ein Schaumwein ist was Feines und seit ehedem ein Symbol für Feierlichkeiten und Luxus – speziell in der Unterhaltungs- und Medienbranche. Von der Oscar-Verleihung bis zum von…